Der Münchshöfener "Hochzeitsbecher" von Murr, Lkr. Freising

Gefäß der Oberlauterbacher Gruppe aus Mauern
in ursprünglicher Fundlage
Fund des Autors

Mittlere Jungsteinzeit:
Aus der Linearbandkeramik entwickelte sich ab etwa 4900 - 4200 v.Chr. bei uns die Stichbandkeramik, bei der die Linien und groben Stichreihen langsam zu sehr feinen und kunstvoll angelegten Mustern werden. Bei Betrachtung der stichbandkeramischen Ware erkennt man deutlich den stark ausgeprägten Sinn für Formen und Schönheit, bedenkt man doch, das die Keramik ohne eine Möglichkeit der Ausbesserung verziert werden musste und das bevor der Ton austrocknet. Die Häusertypen sind meist Langhäuser mit jedoch deutlich schiffartiger Wandwölbung. Das Bestattungswesen ist mangels einer aussagekräftigen Zahl an Gräbern noch weitgehend unerforscht. Die aufgedeckten Gräber sind allerdings meist ähnlich denen der Linearbandkeramik.
Zeitgleich mit der Stichbandkeramik wird in Süddeutschland die Oberlauterbacher Gruppe angesetzt. Sie charakterisiert sich durch grobe Ritzverzierung, die jedoch trotzdem sehr kunstvoll angelegt wurden. Oft wurden Stichband und Oberlauterbach vermischt aufgefunden, so dass derzeit der Sammelbegriff Südostbayerisches Mittelneolithikum als Bezeichnung verwendet wird. Es gibt allerdings auch klar isolierte Stichbandkeramische und auch Oberlauterbacher Siedlungsflächen, so dass die Bezeichnung wohl nicht immer Verwendung finden kann. Das Bestattungs-und Siedlungswesen gleicht dem der Stichbandkeramik.
Im Osten und Südosten Europas entstanden parallel zu Stichbandkeramik und Oberlauterbacher Gruppe ab 4900 v.Chr. die Kulturstufen der Lengyel-Kultur und der mährisch bemalten Keramik.
Im Norden dominiert die Rössener Kultur, welche nahe mit der Gruppe Oberlauterbach verwandt ist.
Es wird hier also schnell klar das die einheitliche Linearbandkeramik sich langsam in verschiedene regionale Kulturkreise aufgegliedert hat (welche hier leider nicht komplett genannt werden können). Zwischen den Regionalkulturen sind Handelsbeziehungen sehr wahrscheinlich. Auch einige Funde scheinen dies mittlerweeile klar zu beweisen. Feindliche Gesinnungen zwischen den Kulturen sind nach momentanem Kenntnissstand eher unwahrscheinlich.
Ab 4500 v.Chr. bis rund 3500 v.Chr. setzte in Süddeutschland ein ziemlich schlagartiger Umbruch von der Stichbandkeramik und Oberlauterbacher Gruppe hin zur Münchshöfener Kultur ein. Es sind zwar jüngst auch Übergangsformen aufgetaucht (Quelle: Das Archäologische Jahr 2005), stellen aber die klare Ausnahme dar. Vermutet wird derzeit eine Einwanderung der Münchshöfener eher aus dem mediterranen Bereich. In der Münchshöfener Kultur ändern sich die Gefäßformen hin zu einem enormen Repertoire verschiedenster Bauarten. Es finden sich Becher, Hohlfußschalen, Miniaturgefäße, Schultergefäße, große Vorratsgefäße und diverse einmalige Sonderformen. Die Gefäße haben erstmals allesamt flache Böden, anstatt der bislang gebräuchlichen gewölbten Kumpfe der vorigen Kulturen. Dies stellt einen entscheidenden Vorteil beim Gebrauch der Ware dar. Die Verzierungen sind künstlerisch höchst anspruchsvoll und enorm fein geritzt oder gestochen. Hausgrundrisse sind weitgehend unbekannt, was auch auf eine neuartige Bauweise schließen lässt. Bestattungen sind selten. Zumeist finden sich nur einzelne Sonderbestattungen. Wegen der nur rund 30 bekannten Begräbnisse ist das gewöhnliche Bestattungswesen völlig unbekannt. Vielfach sind nur Körperteile beigesetzt worden, in anderen Fällen auch gleich mehrere Individuen, teils mit, teils ohne Beigaben. Die Münchhöfener Kultur kann als eine erste jungsteinzeitliche Hochkultur angesehen werden. Zu ihrem Ende wurde die Keramik grober gemagert, sowie auch schlechter gebrannt und es setzte schließlich schrittweise das Endneolithikum ein.

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